2011: Ins Netz gegangen
Bei dieser Konferenz stand das Ob im Vordergrund. Sollen Gedächtnisinstitutionen ins Netz gehen und wie ist das Verhältnis von öffentlichen Institutionen, zivilgesellschaftlichen Initiativen und Wirtschaftsunternehmen beim Schritt ins Netz.
Neue Wege zum kulturellen Erbe
Eine Veranstaltung des Internet & Gesellschaft Co:llaboratory, der Deutschen Kinemathek, der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und Wikimedia Deutschland.
Die Konferenz befasst sich mit den Folgen und Auswirkungen des Informationszeitalters auf Bibliotheken, Archive und Museen. Nach einer theoretischen Reflektion der heutigen Bedingungen des Zugangs zu Wissen sollen Projekte und Strategien der Präsentation unseres kulturellen Erbes im Netz aus ganz unterschiedlichen Perspektiven vorgestellt werden: Bibliotheken, Archive und Museen vertreten dabei den Bereich der traditionellen Gedächtnisorganisationen, der jedoch durch die neuen Makler und Produzenten digitalen Wissens wie Google und Wikipedia mit hoher Innovationskraft ergänzt wird.
Die damit verbundenen Aufgaben und Schwierigkeiten, die spezifischen Vor- und Nachteile der jeweiligen Konzepte stehen im Mittelpunkt der Konferenz. Sie wird mit einem Ausblick darauf enden, wie an verschiedener Stelle, unabhängig voneinander und doch gemeinsam, ein Netz, das gerade für das kulturelle Erbe große Chancen bietet, geknüpft werden kann.
Am Beginn der Konferenz soll eine kurze Analyse der Prozesse der letzten 30 Jahre stehen: Zum einen waren die demokratischen Optionen und Ansprüche des Netzes von großer Euphorie begleitet, zum anderen entwickelte sich die Digitalisierung in den Gedächtnisorganisationen nur sehr zögerlich. Warum? Das Verstehen dieser Vorgeschichte scheint uns wichtig, um die heutige Situation mit ihren zahlreichen Initiativen wie der Europeana, aber auch das Auftauchen von neuen Akteuren zu begreifen.
Unstrittig ist, dass das Netz, ursprünglich ein Zwitter aus Wissenschaft und Militärstrategie, eine Dynamik entwickelte, welche inzwischen in die Bereiche der Ökonomie und der Kultur eindrang, sie infiltrierte. In dem Maße, in dem die Globalisierung im Netz weitestgehend ihren Ausdruck und zu ihrer Form fand, entstand, parallel dazu, das Konzept einer Wissensgesellschaft, die ihrerseits wiederum das Netz euphorisch begrüßte, schien doch der
Schritt zur radikalen Öffnung und Vermittlung des kulturellen Erbes nun nur noch ein kleiner zu sein. Doch der praktische Weg über die Repräsentation durch Digitalisate geriet ob zahlreicher ungeklärter Rechtefragen, mangelnder finanzieller Ressourcen, fehlender technologischer Kompetenzen und schwer änderbarer Mentalitäten steiniger als erwartet.
In einer gewissen Konsolidierungsphase wurden die Karten neu gemischt und es entstand sehr schnell die Struktur, die zum Thema dieser Konferenz werden sollte: Die Gedächtnisorganisationen haben inzwischen eigene Strategien zur Präsentation und Vernetzung des kulturellen Erbes entwickelt. Sie sind auch eine Reaktion auf die Aktivitäten kommerzieller Firmen. Parallel entstanden kollaborative, zivilgesellschaftliche Projekte, die eine – auch von kommerziellen Akteuren nicht erreichte – Dynamik entfalteten.
Nicht nur in seiner Bedeutung für das kulturelle Erbe wird das Internet mit seiner offenen Struktur heute zum ersten von der Zivilgesellschaft, zum zweiten von Firmen mit ihren kommerziellen Interessen und zum dritten von öffentlichen Institutionen geprägt: Beispielhaft für die Zivilgesellschaft stehen Wikipedia, für kommerzielle Interessen Google und für die öffentlichen Institutionen die Europeana (und kommend die Deutsche Digitale Bibliothek).
Unser Ziel ist es, eine Vision zur digitalen Zukunft des Kulturerbes zu entwickeln und mit ihr neue Perspektiven aufzuzeigen.
Trailer
SprecherInnen: Zugang gestalten! 2011
Konrad Becker
Forscher, Künstler und Produzent im Bereich elektronische Medien, World-Information Institute.
Prof. Dr. Stefan Gradmann
Präsident der Deutschen Gesellschaft für Informationswissenschaft und Informationspraxis (DGI), Humboldt-Universität …
Prof. Monika Hagedorn-Saupe
Stellvertretende Leiterin des Instituts für Museumsforschung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz …
Max Kaiser
Leiter Abteilung Forschung und Entwicklung, Österreichische Nationalbibliothek Seit 2010 leitet …
Dr. Till Kreutzer
Rechtsanwalt, Rechtswissenschaftler und Publizist Dr. iur. Till Kreutzer ist Rechtsanwalt, …
Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hermann Parzinger
Präsident der Stiftung Preußischer Kulturbesitz Hermann Parzinger (geb. 1959 in …
Prof. Dr. Felix Sasaki
Senior Researcher am Deutschen Forschungszentrum für künstliche Intelligenz, Leiter W3C …